Aufgrund diverser Faktoren, ist es für deutsche Unternehmen heute eine Herausforderung, erfolgreich neue Mitarbeiter zu rekrutieren und offene Stellen zu besetzen. Hier stellt sich die Frage: Wie sieht das deutsche Recruiting im internationalen Vergleich aus? Können wir sogar etwas vom Recruiting anderer Länder lernen? Erfahren Sie in diesem Artikel, wie das Recruiting in Deutschland, China und den USA aussieht.
In Deutschland ist es so schwierig wie niemals zuvor, offene Stellen mit qualifizierten Arbeitskräften zu besetzen. Zahlreiche Faktoren führen zu einem Fachkräftemangel, der das Recruiting deutscher Unternehmen erschwert. Dabei lohnt es sich, einen Blick auf andere Länder der Welt zu werfen. Existiert dort das gleiche Problem? Wie sieht das Recruiting dort aus? Um diese Fragen zu beantworten, vergleichen wir in diesem Artikel die Ausgangslagen sowie die Recruiting-Merkmale von Deutschland, USA und China.
In Deutschland führen vor allem drei Faktoren zum Fachkräftemangel: demographischer Wandel, niedrige Arbeitslosenquote und Digitalisierung (Mehr über Fachkräftemangel erfahren? Hier weiterlesen). Existieren diese Probleme auch in den anderen Ländern? Betrachten wir uns die Ausgangslagen!
Zunächst zur Arbeitslosenquote: Diese liegt heute in den Ländern Deutschland, USA und China nicht weit auseinander. Deutschland weist mit 3,1 % die niedrigste Arbeitslosenquote auf. Danach folgt USA mit 3,6 % und China mit 3,8 %. Betrachten wir die Entwicklung der Arbeitslosenquoten, ist zu erkennen, das sich vor allem Deutschland von einer hohen Arbeitslosenquote in 2005 mit 11,2 % zu einer niedrigen entwickelt hat. Heute stehen alle drei Länder vor einer niedrigen Arbeitslosenquote, die mit sich führt, dass wenige Personen aktiv auf Jobsuche sind und sich in einer festen Beschäftigung befinden. Für Unternehmen führt das unter anderem einen Rückgang an Bewerbungen mit sich.
Betrachten wir als nächstes den demographischen Wandel: Wie in der unteren Abbildung zu sehen ist, ist der Anteil älterer Personen vor allem in Deutschland schon jetzt sehr hoch. Ca. jede 5. Person ist über 65 Jahre alt. Dabei wird der Anteil der über 65-Jährigen Bevölkerung in allen Ländern weiterhin steigen. Vor allem in China ist eine starke Veränderung von 11,5% auf 33 % zu prognostizieren. Zeitgleich sinkt die Bevölkerungszahl bis 2060 in Deutschland um 9,4 Millionen und in China um 2,4 Millionen. Lediglich in den USA steigt Sie um 72,4 Millionen. Mit sinkenden Bevölkerungszahlen (ausgenommen den USA) steigt also zeitgleich der Anteil älterer, nicht erwerbstätiger Personen. Das hat die Folge einer geringeren Anzahl an potenziellen Kandidaten, Bewerbern und Arbeitskräften.
Dabei bereitet auch die Digitalisierung im Arbeitsmarkt zunehmend Probleme. Durch den digitalen Wandel werden diverse neue Fähigkeiten und Kenntnisse benötigt. In Deutschland geben dabei ca. 27 % der Arbeitnehmer an, Stellen wegen fehlender Qualifikationen nicht besetzen zu können. Gerade im IT-Bereich ist es in Deutschland besonder schwer, neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Auch in den USA ist dieser Bereich problematisch: 10 % der offenen Stellen, können aufgrund fehlender qualifizierter Mitarbeiter im IT-Bereich nicht besetzt werden. Auch in China werden zahlreiche Ingenieure und IT-Spezialisten gesucht.
Zwar gibt es weitere länderspezifische Faktoren (bspw. Bildungssysteme), die weiteren Einfluss auf die Situation ausüben, allerdings lässt sich bereits durch diese Merkmale erkennen, dass die hier betrachteten Länder vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Dem demografischen Wandel, niedrigen Arbeitslosenquoten wie auch Digitalisierung. Wenn wir also einer ähnlichen Ausgangslage gegenüberstehen, inwiefern unterscheidet sich das Recruiting? Führt die Globalisierung vielleicht sogar zu einem ähnlichen Recruiting in allen Ländern? Hierfür betrachten wir verwendete Recruiting-Kanäle wie auch Besonderheiten der einzelnen Länder.
Deutschland:
Kanäle: Deutschland hat eine große Kanalauswahl, die tausende online Jobbörsen (Indeed, Stepstone, etc.) wie auch soziale Netzwerke (Facebook, Instagram…) beinhaltet. Dabei setzen beispielsweise 21 % der Unternehmen neben dem regulären Recruiting auf Active Sourcing (Direktansprache der Kandidaten z. B. über Xing und Linkedin). Außerdem setzen immer mehr Unternehmen auf einen Talent Pool (heute ca. 44,4%), durch welchen Sie in Kontakt mit Interessenten verbleiben und nachhaltige Beziehungen aufbauen können.
Besonderheiten: In Deutschland nimmt die Generation Y einen Großteil auf dem Arbeitsmarkt ein und auch die Generation Z ist gerade dabei, das Berufsleben zu beginnen. Dabei bringen Sie neue Wünsche und Werte mit auf den Weg, wie zum Beispiel Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, Kickertisch und kostenloses Obst. Diese Vorteile spielen oftmals eine größere Rolle als das Gehalt. Da sie außerdem durchgängig online sind, verlagert sich das deutsche Recruiting immer mehr in die mobile Welt.
USA:
Kanäle: Die größten und wichtigsten Kanäle in den USA sind Linkedin, Indeed und Glassdoor. Dabei gibt es wie in Deutschland auch diverse weitere Jobbörsen, die zum Beispiel in verschiedenen Nischen verwendet werden. In einem unserer (englischen) E-Books haben wir alles über Jobbörsen in den USA zusammengefasst! Hier weiterlesen!
Besonderheiten: Im Gegensatz zu deutschen Stellenanzeigen wird in den USA weniger auf Design gesetzt. Die Stellenanzeigen enthalten hier keine Fotos oder gestalterischen Maßnahmen, vielmehr geht es hier um die reine Übermittlung von Informationen. Außerdem werden die Lebensläufe in den USA sehr kurz gehalten - ca. auf eine Seite während die deutschen Lebensläufe häufiger mal ein paar Seiten in Anspruch nehmen können. Ein weiteres Merkmal liegt darin, dass amerikanische Lebensläufe keine Bewerbungsfotos beinhalten. Darüber hinaus werden im Gegensatz zu Deutschland vor allem ältere Bewerber wertgeschätzt und eingestellt, da Sie Berufserfahrungen mit sich bringen - gerade in Hinblick auf den demographischen Wandel eine gute Entscheidung.
China:
Kanäle: Chinesische Unternehmen setzen im Recruiting stark auf “WeChat”, welches vergleichbar mit dem Nachrichtendienst “Whatsapp” ist. Allerdings verfügt der Channel über weitere Funktionen, sodass bspw. neben der Möglichkeit, Rechnungen zu bezahlen auch die Jobsuche hierüber verfolgen kann. Für Unternehmen ist das ein besonder guter Kanal: Immerhin verbringen die WeChat-Nutzer bis zu 4 Stunden am Tag mit der App. Darüber hinaus ist auch Linkedin in China vertreten: Ca. 41 Millionen Chinesen verwenden Linkedin. Das ist vor allem beliebt unter White-Collar-Berufen. Da es sich hier um eine internationale Seite handelt, finden Unternehmen hier vor allem Kandidaten mit guten Englischkenntnissen. Zu weiteren populären Kanälen in China gehören 51job, Zhaopin, Liepin, Boss und 58.
Besonderheiten: Das Recruiting in China ist in vielen Punkten anders als in Deutschland. Zum einen ist die Formalität der Lebensläufe gar nicht so wichtig und viele Jobwechsel in kurzer Zeit gelten als positiv während Sie hier als negativ empfunden werden. Außerdem sind chinesische Arbeitnehmer sehr wechselwillig, sodass in China eine hohe Fluktuation herrscht. Das liegt daran, dass die Arbeitnehmer viel Wert auf ein hohes Gehalt legen, das für die Finanzierung der Familie sehr wichtig ist. Arbeitnehmer wechseln daher schnell den Job, sobald Sie ein besseres Angebot erhalten. Daher werben chinesische Firmen in Richtung Employer Branding mit Karriereperspektiven, um den Jobsuchenden einen schnellen Berufsaufstieg zu versprechen und attraktiv für die Kandidaten zu sein.
Fazit
Jedes Land steht vor ähnlichen Herausforderungen und hat andere Schwerpunkte im Recruiting vorzuweisen, was vor allem durch die kulturellen Gegebenheiten sowie durch die Wünsche und Vorstellungen der Kandidaten beeinflusst wird. Während chinesische Unternehmen beispielsweise mit hohem Gehalt punkten müssen, ist in deutschen Unternehmen eine gute Work-Life-Balance wichtig geworden. In jedem Land müssen sich dahingehend Unternehmen im Employer Branding und Recruiting anpassen. Darüberhinaus weist jedes Land andere Recruiting-Kanäle auf, wobei sich beispielsweise Linkedin in allen drei Ländern behaupten kann.
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